a film by Gaël Métroz

Der Film

Synopsis

Der Sadhu Suraj Baba, ein hinduistischer Heiliger, hat sich von allen weltlichen Gütern getrennt, um sich in eine Grotte zurückzuziehen, die mitten im Himalaya-Gebirge auf 3000 Metern Höhe liegt. Nachdem er acht Jahre in völliger Isolation gelebt und diese Zeit der Meditation gewidmet hat, wendet er sich erneut der irdischen Welt zu. Während dem hinduistischen Kumbha Mela Fest, das alle 12 Jahre mehr als 70 Millionen Pilger anzieht, beschliesst Suraj sich den anderen Sadhus anzuschliessen, bevor er sich auf eine lange Reise begibt und am Ende das Askesegelübde ablegt. Durch die Aufrichtigkeit und Offenherzigkeit des Weisen rückt der indische Mystizismus während seiner Initiationsreise in den Hintergrund, denn Suraj ist ein Weiser, der keiner mehr sein möchte.

Was ist ein Sadhu?

Aus dem Sanskrit “guter Mann, heiliger Mann”. Der Sadhu macht das Armuts- und Keuschheitsgelübde. Es ist der mythische Charakter Indiens, welcher sowohl die Philosophie sowie die Ablehnung materieller Güter zugunsten der Spiritualität verkörpert.

“Sadh” bedeutet Wahrheit und “Sadhu”, der Wahrheitssucher.

Die Sadhus trennen alle Verbindungen zu ihren Familien. Sie besitzen kein Reichtum. Sie leben zurückgezogen oder Betteln auf den Straßen von Indien und Nepal und ernähren sich durch die Gabe der Gläubigen.

Sie machen heute 0,5% der indischen Bevölkerung aus, die authentische Sadhus zeigen sich jedoch in der Regel nicht außerhalb des Kumbha Mela.

Die Sadhus praktizieren die Meditation. Um das körperliche Leiden, die den Menschn machen anfällige machen, erlegen sie sich viele Kasteiungen auf.

Suraj Baba

In Darjeeling, Indien geboren, aus einer bürgerlichen Familie stammend, verließ Suraj alles  um den einfachen Alltag eines Asketen zu leben. In Indien als heiliger Mann respektiert, hat er sich von allem getrennt um sich der Meditation zu widmen. Als er Gaël kennengelernt hat lebte er schon acht Jahre in seiner Grotte auf 3200 Meter Höhe im Himalaya.

Die Khumba Mela

Die Kumbha Mela ist die größte religiöse Zusammenkunft in der Welt, eine Pilgerfahrt, die alle 12 Jahre am Fuße des Himalaya an den Ufern des Ganges stattfindet. Es zieht Millionen von Pilgern an.Das Festival spiegelt die komplexe Mischung aus religiösen und kulturellen Werten, die den Stoff der indischen Gesellschaft zu bildet.

Die Kumbha Mela enthielt damals den Nektar der Unsterblichkeit. In den Ganges, den heiligen Fluss zu baden, gewährleistet dem Gläubigen die Vergebung all seiner Sünden. Mehr für die Sadhus als für die Gläubigen, stellt es eine einzigartige Veranstaltung dar.

Es brachte mehr als 11 Millionen Pilger im Jahr 1977 zusammen, 25 Millionen im Jahr 1998 und über 70 Millionen im Jahr 2010.

HINTERGRUNDGESCHICHTE

In sechs Jahren hat Gaël viele hinduistische Sadhus in Indien und in Nepal kennengelernt und hat diese aus Faszination für ihre Entbehrungsphilosophie während ihren Pilgerreisen begleitet. Da diese Sadhus in seinem Film Nomad’s Land- auf den Spuren von Nicolas Bouvier nur wenige Male zu sehen sind, hat Gaël während der Postproduktion des Films den Wunsch geäussert, dass einer von ihnen der Protagonist in seinem nächsten Film sein soll. In den drei Monaten, in denen er nach einem Hauptdarsteller für seinen Film SÂDHU suchte, hat sich seine Faszination für die Asketen in Zuneigung umgewandelt. Auf seiner Suche nach dem perfekten Sadhu traf Gaël auf Suraj Baba, der Gaëls Mythos des Sadhus, des wirklichkeitsfremden Asketen und des heiligen Mannes nach indischer Auffassung zunichte gemacht hat.

Gaël gefiel an Suraj besonders, dass er auf den ersten Blick mit seiner Brille und seinem grossen Interesse für die westliche Kunst (wie z.B. die Rockmusik, die platonistische Philosophien, Bücher von Hermann Hesse und Saint-Exupéry) nicht der Inbegriff eines gewöhnlichen Sadhus war. Darin lag einerseits seine grosse Stärke und andererseits seine grosse Schwäche. Suraj muss seinen eigenen Weg zwischen der westlichen und östlichen Welt, der Konsumgesellschaft und der Entbehrung, einem heiteren Familienleben und der Ernsthaftigkeit der Einsamkeit finden. Ausserdem muss er entscheiden, ob es ihm wichtiger ist Erfolg im Leben zu haben oder ein erfolgreiches Leben zu führen. Während er sich bemüht diese gegensätzlichen Lebensweisen zu verinnerlichen, widerlegt er gängige Klischees hinsichtlich des Orients oder der orientalischen Spiritualität. Die Suche auf seiner Initiationsreise bewegt ihn dazu sich nicht zwischen der Einsamkeit und der Welt, seiner Vergangenheit in der Gesellschaft und der Ernsthaftigkeit seines gegenwärtigen Lebens zu entscheiden. Er versucht diese Elemente zu vereinen und gleichzeitig innerhalb und ausserhalb der Welt zu sein.

Gaël ist eine der wenigen Menschen, denen Suraj in den letzten acht Jahren begegnet ist. Während den ersten Tagen sprach er so wenig, dass Gaël nicht sicher war, ob er tatsächlich Englisch spricht. Als die Wochen vergingen vertraute Suraj sich Gaël, und später auch seiner Kamera, zunehmend an. Da der Regisseur alleine war und kein Filmteam ihn begleitete, konnte er beliebig alle Aktivitäten des Sadhus aufzeichnen ohne ihn dabei zu stören. Gaël ist aber vor allem sein Freund geworden. Dank der wachsenden Freundschaft und dem einmaligen Kumbh Mela-Fest, beschliesst Suraj seinen langjährigen Traum endlich zu verwirklichen. Er will sich seinen Dämonen stellen und die Vergangenheit und die Zukunft vereinen, um die Welt entweder in seiner Grotte oder in ganz Indien zu erleben. Auf der gemeinsamen Pilgerreise beginnen wir zu ahnen, dass es sich bei der indischen Spiritualität teilweise um bloss um grosses Business handelt. Nachdem wir Suraj Baba im Film mehr als ein Jahr begleiten, stellen wir jedoch ebenfalls fest, dass diese indische Spiritualität wirklich existiert. Die jahrtausendealte Philosophie befasst sich mit dem Platz, den der Mensch in der Welt und in der Natur einnimmt und mit der Beherrschung des Körpers und der Gedanken. Eine Spiritualität, die vor allem eine universelle Idee der Entwicklung anstrebt, die der persönlichen Entwicklung jedoch nur wenig Bedeutung zuschreibt. Entdecken Sie in Gaëls Film (93 Minuten), der aus 250 Stunden Filmmaterial entstanden ist, auf Suraj Babas Reise die Schönheit und die Gedankenwelt Indiens.

Francine Lusser und Gérard Monier (Produzenten)

MUSIK

Ein grosser Teil der Filmmusik ist in zwei Wochen in den Walliser Bergen entstanden. Während seiner Reise lernte Gaël den Sitarspieler Orindam kennen, der auf seinen Wunsch hin aus Kolkata angereist ist. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und ich habe einen meisterhaften Musiker entdeckt, der das Repertoire der klassischen indischen Musik perfekt beherrscht. Einige vom Blues und Rock geprägten Ideen, die eher aus der westlichen Welt stammen und die Orindam nicht kannte, habe ich vorgeschlagen.

Während Orindams Aufenthalt haben sich uns die Walliser Musiker Stéphane Montangéro, der in Indien gelernt hat die Tabla-Trommeln zu spielen und der virtuoser Violinist Florian Alter angeschlossen.

Ich habe viele Lieder des Films und die Hintergrundmusik in enger Zusammenarbeit mit Gaël selbst komponiert. Wir arbeiten stets nach demselben Prinzip: Gaël erklärt mir wie er sich die Stimmung einer Filmszene vorstellt, ich komponiere verschiedene Varianten und anschliessend tauschen wir MP3-Versionen aus und besprechen wie wir die Lieder und die Arbeit weiterhin gestalten. Meiner Meinung nach ist Gaël ein optimaler Regisseur, der dem Musiker vertraut und der dessen Arbeit stets in die richtige Richtung lenkt.

Ich denke, dass wir angesichts der derzeitig starken Tendenz der Vereinheitlichung der Filmmusik, eine sehr interessante Musik geschaffen haben, die zwar nicht perfekt aber dafür sehr lebhaft ist. Für mich ist es stets ein gutes Zeichen, wenn man den Einfluss des Computers beim Hören der Musik nicht mehr wahrnimmt.

Julien Pouget (Komponist)